© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter
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Sulztal an der Weinstraße 44, 8461 Sulztal
Köberl Architekten, Schärding
2007
Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann
Unmittelbar neben dem bestehenden Wohnhaus mit Gästezimmern ist an der Stelle des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes ein Neubau mit den Funktionen Weinverkauf, Weinverkostung, Buschenschankbetrieb, Gästezimmer, Frühstücksraum und private Wohnung entstanden. Sieht man die beiden Baukörper des bestehenden Wohnhauses und den Neubau im unmittelbaren Vergleich nebeneinander, so wird deutlich, was eine konsequente Relektüre des Bestands und eine Weiterführung in einer vorhandenen architektonischen Formensprache hervorbringen kann. Regionalismus im Zitieren und Verwenden von Elementen regionaler Baukultur wird hier als Inspirationsquelle der Formgebung, der Formfindung sowie des Materials eingesetzt. Die aufgefundenen Elemente werden jedoch nicht gegen den Strich gebürstet oder gegen den ursprünglichen Kontext gelesen, sondern ins Heute übersetzt. Das Erdgeschoss ist in gemauerter Massivbauweise ausgeführt, das Obergeschoß besteht aus Holz. Decke und Dachstuhl des Obergeschosses wurden aus Massivholzplatten hergestellt.
Das Gefühl von Authentizität soll auch durch die Materialwahl unterstrichen werden. Rohes, sägeraues Holz, Stein und unbehandelter Stahl. Die Ausführung dieser Authentizität, das Bewusstsein um die gewünschte typische Regionalität, zeigt sich in der durchgängigen Anordnung der Fassadenplatten: wie das Skelett eines Vorhangs, wie ein Barcode zieht das Holz in unregelmäßigen Abständen vor den Fenstern und vor dem Balkon im Obergeschoß seine Striche und fügt so eine spielerische Komponente in die Traditionalität. Die hölzerne Anmutung und die lichte, helle Freundlichkeit setzt sich in der Gestaltung im Inneren fort. Solarpaneele auf dem Dach sowie die Hackschnitzelheizung sind Ausdruck des energiebewussten Ansatzes. Eingefügt in die Landschaft und in engem Dialog mit dem unmittelbaren Nachbarhaus spielt der Neubau mit einem: „Ich könnte hier schon immer gestanden haben,“ und gibt zugleich kleine, ironisch gebrochene Zeichen, wie die inszenierte Variation der Fassade, die darauf hinweist, dass das „Immer-Schon“ ein neu hergestellter Zustand ist.