© paul ott photografiert
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Marktplatz 1, 8435 Wagna
Univ.-Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Friedrich Moser
1964
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Bramberger (Vorsitz)
Univ.-Prof. Arch. Dipl.-Ing. Hans Gangoly
Arch. Dipl.-Ing. Christian Matt
Arch. Dipl.-Ing. Georg Moosbrugger
Univ.-Prof.in Arch.in Maruša Zorec
Die Pfarrkirche in Wagna stammt aus einer Zeit, die schon fast aus dem alltäglichen Bewusstsein verschwunden ist. Der Glaube an eine gemeinsame, bessere und gerechtere Gesellschaft hat in den 1960er Jahren weite Teile der Bevölkerung durchdrungen. Auch die Architekturproduktion war von diesem Anspruch erfüllt und hat gerade im Kirchenbau in ganz Österreich herausragende Beispiele hervorgebracht. Ein solches, wenn auch in der Rezeption dieser Zeit weniger präsent, ist diese wunderschöne Kirche von Architekt Friedrich Moser, die 1964 eingeweiht wurde. Eine besondere gestalterische Kraft, motiviert durch die damalige Öffnung der katholischen Kirche, wird sofort spürbar. Die Positionierung des Gotteshauses, des Glockenturms und des Pfarrheims ist wohlüberlegt. Allein schon die räumliche Setzung der Wandscheiben an den Zugängen zeigt die ungewöhnliche Tiefe der architektonischen Überlegungen. Diese Tiefe wird im Inneren noch einmal gesteigert.
Die räumliche Organisation, die Bewegungen im Raum, der Altarbereich, die Altarwand, die gesamte Materialisierung – das alles folgt einem klaren, der Bedeutung des damaligen gemeinschaftlichen Ausdrucks entsprechenden Konzept. Besonders hervorzuheben ist die Gestaltung des Kirchenraums mit Tageslicht. Die Buntglasfenster, ebenfalls von Friedrich Moser entworfen, tauchen den Raum in ein stimmungsvolles Licht. Zugleich wird die gewohnte und angemessene Atmosphäre durch die geknickten Seitenwände, die das Licht nahezu von überall her in den Raum dringen lassen, angereichert und auch in Frage gestellt. Unter anderem an diesem Detail wird die Absicht einer perfekten Balance zwischen gestimmtem Raum und dem Willen zur Offenheit spürbar. Die Kenntnis der Arbeiten von Le Corbusier ist unübersehbar. Die Kirche muss im Originalzustand, also als reiner Sichtbetonbau, noch fantastischer gewirkt haben, aber auch der heutige Zustand mit schlicht verputzten Außenwänden lohnt einen Besuch. Ein kaum bekanntes Juwel der Baukunst in der Steiermark. HG